Ein zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsbewertung ist die Kombination von BIM mit der Lebenszyklusanalyse (LCA), die auch als Ökobilanz bekannt ist. Diese Methode bewertet den Ressourcenverbrauch und die Umweltauswirkungen eines Bauwerks über dessen gesamten Lebenszyklus. Sie bietet eine systematische und standardisierte Datengrundlage, um die Nachhaltigkeit eines Bauwerks zu bewerten und unterschiedliche Entwurfsvarianten miteinander zu vergleichen.
Um eine Lebenszyklusanalyse mit BIM durchzuführen, müssen in der Planungsphase zunächst Zeitpunkte und Häufigkeit der Analyse festgelegt werden. Dabei sind auch die Nachhaltigkeitskriterien zu bestimmen, die in den verschiedenen Leistungsphasen erhoben werden sollen. Für Infrastrukturbauten geben Kriterienkataloge wie das Bewertungssystem der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) oder der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) Orientierung. Damit die Analyse mit BIM erfolgreich umgesetzt werden kann, sind maschinenlesbare, generische und allgemein zugängliche Datensätze erforderlich, die bereits in den frühen Planungsphasen genutzt werden können. Solche Datensätze lassen sich beispielsweise über Umweltdatenbanken wie die Online-Baustoffdatenbank ÖKOBAUDAT kostenfrei abrufen.
ÖKOBAUDAT ist eine vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) bereitgestellte Datenbank und bildet die verbindliche Grundlage für das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen. Sie enthält ökologische Kennzahlen für mehr als 1.400 Bauprodukte, die regelmäßig aktualisiert und geprüft werden. Diese Datensätze können für die Lebenszyklusanalyse herangezogen werden, um bereits in frühen Planungsphasen Rückschlüsse auf die Nachhaltigkeit der verschiedenen Prozesse zu ziehen.
Die Lebenszyklusanalyse im Zusammenhang mit BIM ist ein iterativer Prozess. In den frühen Phasen eines Projekts beruhen die Analysen meist auf generischen Datensätzen, da zu diesem Zeitpunkt oft noch keine konkreten Materialangaben vorliegen. Aus diesem Grund ist es ratsam, die Analyse während des gesamten Projekts mehrmals zu wiederholen, da der Detaillierungsgrad der Datensätze im Laufe der Planung zunimmt und genauere Berechnungen ermöglicht. Ein endgültiges Ergebnis liegt erst während der Objektüberwachung und -dokumentation vor und kann in die Betriebsphase überführt werden. Dennoch sollten alle Projektbeteiligten die Ergebnisse in jeder Phase auf ihre Plausibilität überprüfen, etwa durch den Vergleich mit Referenzwerten, bevor diese in der gemeinsamen Datenumgebung (Common Data Environment, CDE) veröffentlicht werden.
Quelle: https://www.bimdeutschland.de/