Mit der Veröffentlichung der DIN EN ISO 7519:2025-01 „Technische Produktdokumentation (TPD) – Baukonstruktionszeichnungen – Allgemeine Grundlagen für Übersichts-Anordnungszeichnungen und Zusammenbauzeichnungen“ liegt seit Anfang 2025 eine neue zentrale Zeichnungsnorm für das Bauwesen vor. Sie ersetzt die bisherige DIN 1356-1 „Bauzeichnungen – Teil 1: Grundregeln der Darstellung“, deren Inhalte nun in die neue internationale Norm überführt wurden. Damit ändern sich für Planungsbüros, Behörden, Bauschaffende und Ausbildungsstätten die Bezugsgrundlagen für Bauzeichnungen – insbesondere für Grundrisse, Schnitte, Ansichten und Übersichtspläne.

Hintergrund

Die alte DIN 1356-1 legte seit Mitte der 1990er-Jahre die Grundregeln der Darstellung in Bauzeichnungen fest – unter anderem für die Objekt- und Tragwerksplanung. Die neue DIN EN ISO 7519:2025-01 verfolgt einen anderen Ansatz:
Sie ist international harmonisiert, steht im Kontext der ISO-Reihe zur technischen Produktdokumentation und knüpft eng an die überarbeiteten Zeichnungsgrundlagen der ISO 128-Reihe an. Zugleich wurden die Regelungen zur Bemaßung und Darstellung von Bauzeichnungen, die bislang in DIN 1356-1 verankert waren, in die neue Norm überführt. 

Was hat sich gegenüber DIN 1356-1 geändert? – Die wichtigsten Punkte im Überblick

Gegenüber der Vorgängernorm DIN 1356-1 (1995-02 bzw. 2024-04) ergeben sich u. a. folgende wesentliche Änderungen und Erweiterungen: 

  1. Internationale Ausrichtung und neue Systematik der Zeichnungen

    • Die neue Norm ordnet Bauzeichnungen klar in das System der technischen Produktdokumentation (TPD) ein.

    • Ein eigener Abschnitt zu „Baukonstruktionszeichnungen“ beschreibt die Hierarchie von Übersichts-Anordnungszeichnungen (z. B. Grundrisse, Lage- und Übersichtspläne) und Zusammenbauzeichnungen (detaillierte Konstruktionsdarstellungen) mit ihren jeweiligen Anwendungsbereichen.

  2. Erweiterter Anwendungsbereich – Baustelleneinrichtungs- und -übersichtspläne

    • Neu ist, dass die Norm Empfehlungen für Baustelleneinrichtungspläne und Baustellenübersichtspläne enthält.

    • Damit werden nicht nur klassische Planunterlagen der Objekt- und Tragwerksplanung adressiert, sondern auch baubetriebliche Zeichnungen stärker eingebunden.

  3. Aktualisierte Darstellungs- und Informationstechniken („Allgemeine Techniken“)

    • Ein neuer Abschnitt beschreibt aktualisierte Methoden zur Informationsvermittlung in Zeichnungen – von der Auswahl der Darstellungsart bis zur Kombination von Symbolen, Text und grafischen Elementen.

    • Die Norm berücksichtigt dabei ausdrücklich den Stand der Technik für CAD und Building Information Modeling (BIM) und beschreibt, wie Zeichnungen in digital geprägten Prozessen sinnvoll eingebettet werden können. DIN Media+2DIN Media+2

  4. Konkretisierte Anwendung der Darstellung (Symbole, Detailgrade, Beispiele)

    • Ein neuer Abschnitt bündelt die Anforderungen an konkrete Darstellungen (z. B. Bauteile im Grundriss oder Schnitt) und regelt die Anwendung von Symbolen.

    • Dabei wird stärker als bisher zwischen unterschiedlichen Detaillierungsgraden unterschieden – etwa zwischen stark vereinfachten Darstellungen für kleine Maßstäbe und detaillierten Darstellungen für Ausführungs- und Detailpläne. DIN Media+1

  5. Neue Anhänge für Türen, Fenster und Materialien

    • Anhang A zeigt Beispiele für die Darstellung von Türfunktionen und Fensterbestandteilen in unterschiedlichen Detailstufen – von der einfachen Türöffnung bis zur detaillierten Darstellung mit Rahmen, Flügeln und Öffnungsrichtungen.

    • Anhang B enthält exemplarische Material- und Werkstoffdarstellungen (Schraffuren) für die vereinfachte Darstellung in Schnitten und Ansichten.

    • Diese Anhänge sind als Orientierungshilfe gedacht und bieten Planungsbüros einen Rahmen, um eigene, konsistente Schraffur- und Symbolkataloge aufzubauen oder zu aktualisieren.

  6. Aktualisierte Normverweisungen und Terminologie

    • Die normativen Verweisungen wurden umfassend an den aktuellen Stand anderer ISO- und DIN-Normen angepasst (u. a. ISO 128-Reihe, ISO 10209 Vokabular). 

    • Die deutschen Fachbegriffe wurden entsprechend der aktuellen Fassung von DIN EN ISO 10209 (Vokabular) überarbeitet, um eine einheitliche Terminologie in der technischen Dokumentation sicherzustellen. DIN Media+1

  7. Integration der Inhalte von DIN 1356-1 in die neue Norm

    • Die bisherigen Inhalte der DIN 1356-1 zu Grundregeln der Darstellung in Bauzeichnungen sind nach Angaben des Normenherausgebers jetzt vollständig in DIN EN ISO 7519 aufgegangen.

    • Die bisherige nationale Norm wurde zurückgezogen und in den einschlägigen Normenkatalogen ausdrücklich als durch DIN EN ISO 7519 ersetzt gekennzeichnet.

Konsequenzen für Planungsbüros, Verwaltungen und Ausbildung

Für Anwender der bisherigen DIN 1356-1 ergeben sich daraus mehrere Handlungsfelder:

  • CAD-Standards und Layerstrukturen prüfen
    Interne Zeichnungsrichtlinien sollten daraufhin überprüft werden, ob sie noch auf die alte DIN 1356-1 verweisen und inwieweit sie mit der neuen Systematik und Terminologie der DIN EN ISO 7519 übereinstimmen.

  • Darstellungskataloge aktualisieren
    Symbole, Tür- und Fensterdarstellungen, Treppen, Schraffuren und Materialkataloge können an den in den Anhängen der neuen Norm dargestellten Detaillierungsgraden ausgerichtet und gegebenenfalls überarbeitet werden. 

  • Schulung von Mitarbeitenden und Auszubildenden
    In der beruflichen Ausbildung (z. B. Bauzeichner/-in, technische Systemplaner/-innen) und in Fortbildungen für Architekt:innen und Ingenieur:innen sollte künftig auf die DIN EN ISO 7519 als maßgebliche „Bauzeichnungs-Norm“ Bezug genommen werden, nicht mehr auf die zurückgezogene DIN 1356-1. 

Fazit

Mit der Einführung der DIN EN ISO 7519:2025-01 wird die bisherige nationale Zeichnungsnorm DIN 1356-1 durch eine international abgestimmte Regelung ersetzt.
Für die Praxis bedeutet das nicht, dass „alles neu“ ist – aber die Spielregeln für die Erstellung, Strukturierung und Lesbarkeit von Baukonstruktionszeichnungen sind jetzt klar in einem internationalen Normenverbund verortet und berücksichtigen ausdrücklich digitale Planungsprozesse, CAD und BIM.

Planungsbüros, Behörden und Bildungsträger sind gut beraten, ihre internen Standards, Vorlagen und Schulungsunterlagen zeitnah auf die neue Normenlage umzustellen.

Bericht Michael Müller